Stimme und Präsenz #2
Leichtigkeit erfahren
Atmen ist etwas, was du schon viele Jahre richtig machst. Denn du bist ja am Leben. Du kannst diesen Text lesen. Deshalb machst du irgendetwas richtig. Das ist doch eine gute Nachricht, oder?
Die meisten Menschen denken nicht über die Atmung nach, weil sie ja automatisch passiert. Erst wenn es Probleme gibt, kommt der Atem ins Bewusstsein.
Dein Körper weiß intuitiv, wie er atmen muss.
Und normalerweise ist das Atmen ein Vorgang, bei dem der ganze Körper beteiligt ist. Das kann man sehr gut an Babys beobachten. Sie atmen und schreien mit dem ganzen Körper. Die Stimme ist hörbar gewordener, tönender Atem.
Im Laufe unseres Lebens verlieren wir die Verbindung zwischen Atem und Körper. Wir halten in schwierigen Situationen die Luft an. Wir beißen die Zähne zusammen und halten oft genug unsere Emotionen zurück. Wir haben Ängste und lernen, wie wir uns zu benehmen haben. Wir ziehen den Bauch ein, aus welchen Gründen auch immer. Alles das führt zu veränderten Atemmustern. Oftmals kann der Atem nicht mehr frei strömen, weil er im Körper festgehalten wird.
Stimmliche Präsenz hat ganz wesentlich mit einem freien Atem zu tun, der Aktivität im gesamten Körper zulässt. Und ein freier Atem ist immer leicht.
Wie kommst du in die Leichtigkeit?
Leg dich flach auf den Rücken und beobachte zunächst deinen Atem, ohne ihn zu beeinflussen. Fühle in deinen Körper hinein. Wo gibt es Bewegung? Im Idealfall spürst du mit jedem Atemzug eine Bewegung bis in den Beckenbereich. Versuche, deinen Körper so zu entspannen, dass er für den Atem durchlässig wird. Jedes Ausatmen darf sich wie ein Erleichterungsseufzer anfühlen, so als ob dir eine zentnerschwere Last von der Seele rollt. Atme für diese Übung durch den Mund und lass die Erleichterungsseufzer wie ein lockeres „fffff“ klingen. Achte darauf, dass es sich immer leicht anfühlt: also pump dich nicht mit Luft voll, sondern nimm das, was der Körper sich von selbst holt.
Im nächsten Schritt versuchst du, diese Leichtigkeit auch beim Atmen im Sitzen zu erreichen. Danach probiere es im Stehen.
Im nächsten Artikel erfährst du, wie du den freien und leichten Atem in Stimme übersetzt.
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