Stimme und Präsenz #4

Hast du schon einmal versucht, laut zu sprechen? Wie laut warst du wirklich und wie hat sich danach dein Hals angefühlt? Hoffentlich nicht pelzig?

Es ist ein großer Irrtum, dass du dich im Hals anstrengen musst, wenn du laut sprechen willst. Wenn du mit Druck im Hals arbeitest, wirst du eher höher klingen als sonst, aber nicht so laut, wie du sein könntest.

Um die komplette Stimmkraft zu nutzen ist es wichtig, dass der Hals entspannt ist. Du kannst in den vorigen Artikeln lesen, wie du zu einem entspannten Stimmklang kommst, der auf einer freien Atmung beruht. Das ist die Basis für die Kraftstimme.

Wie geht das denn nun mit der Kraftstimme?

Das ganze Geheimnis liegt darin, dass du mit Muskel-Impulsen aus dem Bauch arbeitest. Dadurch strömt die Luft schneller durch den Kehlkopf und die Stimme klingt von allein lauter.

Konzentriere dich zunächst noch einmal auf deine leichte, freie Atmung. Spüre die Bewegung bis in den Beckenbereich. Es ist wichtig, dass du hier eine gute Verbindung zu deinem Körper hast. Beim Einatmen erscheint der Bauchbereich größer.  Jetzt gib dem nächsten Ausatem einen kurzen, kräftigen Impuls mit den Bauchmuskeln und schicke ihn nach draußen. Deine Lippen formen dabei ein  „ffffff“. Der Muskelimpuls bewegt die Bauchdecke ruckartig nach innen, der Bauch wird kurzzeitig dünner, dann entspannt sich die Bauchdecke wieder. Wichtig ist, dass der Impuls aus den Muskeln wirklich kurz und kräftig ist und dass dein Hals dabei völlig entspannt ist. Vielleicht hilft dir die Vorstellung, dass dein Hals eine große Röhre ist, die ihre natürliche Weite behält, wenn die Luft durch sie strömt.

Wenn dir die Bauchimpulse auf „ffffff“ gelingen, kannst du zunächst das Tempo erhöhen und mehrere „fff“ hintereinander sprechen. Zwischendurch entspannt sich die Bauchdecke, aber du atmest nicht nach. Danach kannst du mit kurzen gesprochenen Silben arbeiten. Zum Beispiel mit „hopp“ oder „hepp“. In einem weiteren Schritt bieten sich kurze Wörter wie „hey“ oder „hallo“ an. Beginne zunächst in normaler Lautstärke und steigere dich dann. Wichtig ist, dass du im Hals locker bleibst.

Wenn du allein übst, solltest du mit dem Kraftstimmtraining vorsichtig umgehen und es nicht übertreiben. Es kann eine Weile dauern, bis die Bauchimpulse leicht, federnd und wie von selbst gehen. Bis es soweit ist, ist es eine sehr anspruchsvolle Übung, denn du musst auf viele Dinge gleichzeitig achten. Es passiert schnell, dass du zu viel Druck auf die Stimme gibst und anschließend heiser bist. Damit das nicht passiert, kannst du zur Sicherheit eine  Fachperson, wie mich zum Beispiel, um ihre kompetente Unterstützung beim Training bitten. Sei bitte achtsam mit dir selbst!

Im nächsten und letzten Beitrag dieser kleinen Serie erfährst du, wie wichtig die Aussprache ist und wie du selbst deutlich und verständlich sprechen kannst.