Stimme und Präsenz #5

In den vergangenen Beiträgen dieser Serie ging es um die Haltung, die Atmung, einen entspannten Stimmklang und um die Kraftstimme. Das sind alles wichtige Elemente für die stimmliche Präsenz. Im heutigen Beitrag geht es um die Aussprache.

Die Aussprache sagt viel über einen Menschen aus. Was geht in dir vor, wenn jemand nuschelt oder verwaschen klingt? Da geht ganz schnell ein positiver erster Eindruck verloren. Außerdem erschwert es die Kommunikation. Für das Gegenüber im Gespräch ist das Zuhören anstrengender und es ist mühsamer, jemanden zu verstehen. Eine undeutliche Aussprache entsteht, wenn jemand zu wenig Aktivität in der Mund- und Zungenmuskulatur hat.

Im Mundraum werden die Sprachlaute geformt. Je nachdem, wie der Mundraum geformt ist, und ob die Luft durch den Mund oder die Nase geleitet wird, entstehen verschiedene Laute.

Hast du Lust auf ein kleines Experiment? Dann sprich mal ein „iii“! Lass es klingen und stülpe dabei deine Lippen nach vorn zum berühmten Kussmund. Was hörst du jetzt? Es sollte ein „üüüü“ sein. Wenn du jetzt deine Zunge zurückziehst, was hörst du dann? Im Idealfall ein „uuuu“. Hat es funktioniert? Die Zunge gibt dem Mundraum unterschiedliche Form, so dass die verschiedenen Sprachlaute zu hören sind.

Wenn du deutlich sprechen willst, brauchst du viel Aktivität und präzise Bewegungen der Zunge. Hier habe ich ein paar Vorschläge, was du tun kannst, um die Zunge in Bewegung zu bringen.

  1. Zuerst aktivierst du deine Gesichtsmuskeln und ziehst dafür Grimassen in alle Richtungen. Danach kannst du das Gesicht von oben nach unten ein wenig ausstreichen.

2. Probiere jetzt aus, wie weit sich die Zunge bewegen lässt und strecke die Zunge so weit wie möglich aus dem Mund. Erreichst du mit der Zunge deine Nasenspitze? Wie weit lässt sich die Zunge zu den Seiten herausstrecken?

3. Taste mit der Zunge deine Zahnreihen ab und versuche, jeden einzelnen Zahn zu berühren. Wie viele Zähne zählst du auf diese Weise?

4. Sprich kurze schnelle Silben:

bla-bla-bla, blo-blo-blo, ble-ble-ble, bli-bli-bli  etc….
si-se-sa-so-su, verdoppeln : si-si-se-se-sa-sa-so-so-su-su, verdreifachen : si-si-si-se-se-se….
li-le-la-lo-lu, verdoppeln : li-li-le-le-la-la-lo-lo-lu-lu, verdreifachen  etc.
wi-we-wa-wo-wu, verdoppeln: ….., verdreifachen: ……..
ti-te-ta-to-tu, verdoppeln: ….., verdreifachen: ……..
ki-ke-ka-ko-ku, verdoppeln: ….., verdreifachen: ……..

Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

5.  Sprich einen bedeutsamen Satz wie: „Eine gute Aussprache ist total wichtig“. Lege jetzt die Zungenspitze an einen der hinteren Backenzähne und halte sie dort fest. Dann sprich wieder den Satz. Bist du noch deutlich zu verstehen? Übe so lange, bis man den Satz versteht. Danach fährst du genau so fort und legst die Zungenspitze an drei andere Backenzähne (auf der anderen Seite und im Unterkiefer), danach an alle vier Eckzähne, dann an die Schneidezähne. Immer so lange üben, bis du gut verständlich bist. Gib dem Satz durch die Betonung eine große Bedeutung. Übertreib es und sprich den Satz theatralisch und in verschiedenen Emotionen.

Danach ist die Zunge fitter und die Aussprache automatisch deutlicher.

Viel Spaß mit diesen Übungen. Lachen ist garantiert!